Bericht über Heuristische Evaluierung

1 Zusammenfassung

Die Evaluierung wurde von uns am 12.April durchgeführt. Wie in Kapitel 3 „Evaluierungsmethodik“ aufgeführt, haben wir zuerst die Seite allgemein betrachtet und sind später bei einem erneuten Durchgang genau ins Detail gegangen. Um sicher zu stellen, dass viele Probleme gefunden werden können, haben wir vier unterschiedliche Geräte, zwei Smartphones und zwei Laptops verwendet. Zusätzlich haben wir drei verschiedenen Browser zur Evaluierung benutzt.

Die Website „graz.at“ ist an sich nicht schlecht, trotzdem haben wir ein paar Dinge gefunden, die noch verbessert werden können. Als erstes muss man sagen, dass die mobile Version deutlich mehr Fehler aufweist, als die Desktop Version. Beispiele dafür sind Layout Probleme, wie abgeschnittene Überschriften oder, dass man die Sprache in der mobilen Version nicht auf Englisch umstellen kann. Betrachtet man beide Versionen, mobil und Desktop, fällt auf, dass vor allem die Konsistenz ein Problem darstellt. Viele Kategorien sind unterschiedlich aufgebaut, obwohl sie gleichwertig sind, und neue Links die zu ähnlichen Inhalten führen, öffnen sich entweder in einem neuen oder im selben Tab. Einheitlichkeit ist bei einer Website sehr wichtig, wenn sie benutzerfreundlich sein soll. Des Weiteren gibt es bei der Desktopversion das Problem, dass sich Texte im verkleinerten Fenstermodus nicht mehr lesen lassen können, da die Website sich nicht mitverschiebt. Ein Problem, bei dem wir uns nicht sicher waren ob das als Problem gilt ist die englische Version der Seite. Diese hat komplett andere Inhalte als die deutsche Seite. An sich ist das nicht schlecht, da die englische Website speziell für TouristInnen ist und für diese Zielgruppe relevante Informationen zeigt. Allerdings haben BewohnerInnen von Graz, die kein Deutsch sprechen, große Probleme da es bei der englischen Version keinen BürgerInnen-Service, Telefonbuch oder ähnliches gibt. Da es auf der deutschen Version auch eine Kategorie für TouristInnen gibt, wäre es sinnvoller, die komplette Seite einfach zu übersetzten, damit auch englischsprachige Personen Zugang zu allen Informationen haben.

Natürlich haben wir auch einige positive Aspekte auf der Website gefunden. Der Aufbau und die Darstellung der Seite hat uns sehr gut gefallen, da sie sehr übersichtlich ist. Die Verlinkungen auf andere Websites wie „zamg.at“ beim Wetter oder den Stadtplan ist sehr sinnvoll. Außerdem ist es sehr repräsentativ für Graz, dass es Kategorien wie „Fotos aus Graz“ und „Webcam“ gibt. Die grafische Darstellung ist auch sehr gelungen, viele schöne Fotos und tolle Grafik in der Kategorie „Mein Bezirk“. Außerdem ist es gut, dass anfangs gleich News aus der Landeshauptstadt gezeigt werden und vor allem, dass es überhaupt eine mobile Version gibt, was leider noch nicht bei allen Websites der Fall ist.

2 Einleitung

Evaluiert wurde die Website der steirischen Landeshauptstadt Graz. Die Website bietet verschiedene Services für die Bürger und Bürgerinnen, sowie Informationen über Politik, Leben, Wirtschaft und Tourismus in Graz. Da diese Website viele Zielgruppen anspricht, ist es wichtig, dass sie benutzerfreundlich gestaltet ist und den Usern einen guten ersten Eindruck von Graz vermittelt. Daher war es wichtig, diese Website einer heuristischen Evaluierung zu unterziehen und positive und negative Aspekte der Seite zu finden.

3 Evaluierungsmethodik

Eine Heuristische Evaluierung ist eine Methode um Fehler in einem Benutzer-Interface zu finden. Eine Gruppe von Evaluierern wird einen näheren Blick auf das Interface werfen und es auf gewisse Grundsätze („Heuristics“) der Nutzbarkeit untersuchen. Da eine einzelne Person nicht viele Fehler im Interface finden wird, wird eine Gruppe von ExpertInnen damit beauftragt. Experimente haben gezeigt, dass eine Gruppe aus 4 bis 5 Leuten die ideale Größe ist um die meisten Fehler eines Benutzer-Interfaces zu finden. [Nie1995]

Die Heuristische Evaluierung kann in mehrere Schritte unterteilt werden:
1.) Jeder Evaluierer bzw. jede Evaluiererin untersucht das gegebene User Interface alleine, unter Berücksichtigung der Heuristiken, die unten näher erklärt werden.
a) Jedes gefundene Problem muss dokumentiert und bewertet werden.
b) Der Evaluierer bzw. die Evaluiererin sieht sich die Seite erneut an. Das erste Mal wurde das gesamte Interface bewertet. Im zweiten Durchgang konzentriert sich der Evaluierer bzw. die Evaluiererin auf die kleinen Elemente und Details des Interfaces.
2.) Nach der Evaluierung, setzen sich die ExpertInnen zusammen und diskutieren über die gefundenen Fehler.
Die Probleme werden in dieser Phase der Evaluierung bewertet. Es sollten aber auch Ideen für mögliche Probleme diskutiert werden.
3.) Im letzten Schritt, präsentieren die ExpertInnen das Resultat dem Kunden und zeigen welche Dinge verbessert werden könnten. [Kle2013] [Nie1995] [And2017]

Die Heuristische Evaluierung wurde von Jakob Nielsen und Rolf Molich im Jahr 1990 definiert .
Ein Beispiel der 10 Heuristiken wäre "Umkehrbare Aktionen". Falls dem Benutzer Fehler unterlaufen, beziehungsweise er sich anders entscheidet, sollte das System ihm Möglichkeiten bieten einen Schritt zurückzugehen und/oder zuvor eingegebene Daten zu verändern. Ein zweites Beispiel ist "Konsistenz", bei dem das System möglichst gleiche Begriffe und Reaktionen auf gleiche Handlungen aufweisen soll, damit der Benutzer sich gut zurechtfindet und keine bösen Überraschungen erlebt. [And2013]

In dieser Heuristischen Evaluierung verwendete jeder Experte bzw. jede Expertin ein anderes Gerät. Da es in dieser Evaluierung um Websites geht, macht es auch Sinn die Mobilen Versionen des Interfaces zu untersuchen. Außerdem wurde das Interface auch auf unterschiedlichen Browsern auf unterschiedlichen Betriebssystemen getestet. Dadurch wird garantiert, dass die meisten Interface Fehler entdeckt und später behoben werden können. [Kle2013] [Nie1995]

Für diese Evaluierung wurden die "Andrews General Usability Heuristics" verwendet, die auch in Anhang A zu finden sind. Diese basieren auf den 10 überarbeiteten Heuristiken von Nielsen [Nie1994].

4 User Profile

• Personen, die in Graz wohnen
• Personen, die vorhaben, nach Graz zu ziehen
• Studierende
• TouristInnen, die kein Deutsch sprechen
• Personen, die sich über Graz informieren wollen

Die wahrscheinlich größte Zielgruppe sind die BewohnerInnen von Graz, die Infos Verordnungen, Ausschreibungen, aktuelle Themen und Formulare suchen. Außerdem wären Stadtpläne und Informationen über den Verkehr für Personen, die noch nicht lange in Graz wohnen, sehr vorteilhaft.

Eine weitere Zielgruppe sind Leute, die vor haben, nach Graz zu ziehen. Diese Zielgruppe, sind unter anderem auch Studenten und Studentinnen, die in Graz studieren wollen und nach Wohnungen und Bildungseinrichtungen suchen. In dieser Zielgruppe könnten sich auch Personen befinden, die kein Deutsch sprechen.

Auch TouristInnen werden auf dieser Website Tipps für Hotels, Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Kultur in Graz suchen Man muss beachten, dass die meisten TouristInnen kein Deutsch sprechen. Außerdem sollte die Website auf diese Zielgruppe sehr ansprechend wirken, da es gut für unsere Wirtschaft ist, wenn viele TouristInnen sich entscheiden, ein paar Tage in Graz zu verbringen.

Eine eher kleinere Zielgruppe sind Personen, die sich einfach nur über Graz informieren wollen. Politisch interessierte würden wahrscheinlich gerne mehr über die aktuelle Stadtregierung oder Wahlergebnisse erfahren, Kulturinteressierte suchen eher nach Informationen über Sehenswürdigkeiten wie das Grazer Kunsthaus.

Die Hauptaufgabe der Website ist also, Informationen über verschiedenste Themen für verschiedenste Zielgruppen zu haben.

5 Umfang der Evaluierung

Die gesamte Website wurde evaluiert.

6 Evaluierer und Evaluierungsumgebungen

Die Hardware- und Software-Konfigurationen, die die Evaluierer benutzt haben, wird in Tabelle 1 aufgelistet.

Um die gefunden Fehler besser dokumentieren zu können, ist es wichtig, Screenshots bzw. Screenaufnahmen zu machen. Bei unserem Android Device wurde der "AZ Screen Recorder" verwendet. Die gefunden Fehler auf dem iPhone wurden mit der im Gerät eingebauten Screenshotfunktion dokumentiert. Bei dem Windows Laptop wurden für Screenshots "Irfanview" und für Videos "OBS Studio" verwendet.

7 Positive Eindrücke

Die drei bis fünf positiven Beobachtungen mit den höchsten Bewertungen werden hier beschrieben. Die Beurteilungsskala für positive Beobachtungen ist in Tabelle 2 dargstellt.

7.1 Fotos aus Graz

Um sich ein erstes Bild von Graz zu machen gibt es eine Kategorie mit wunderschönen Fotos aus Graz, wie in Abbildung 1 dargestellt. Außerdem sind die Fotos in verschiedene Kategorien wie zum Beispiel "Frühlingsgefühle", "Die Vorweihnachtszeit in Graz 2016" und "Aufsteirern 2016" aufgeteilt.

7.3 Mobile Version

Wie in Abbildung 2 gezeigt, bekommt man, wenn die Website aufgerufen wird, die Möglichkeit sich zwischen der Mobilen- und der Desktopversion zu entscheiden. Falls Probleme bei der mobile Version auftreten, ist es möglich zu wechseln.

7.4 Webcams in Graz

Um sich einen ersten Eindruck von Graz zu verschaffen, gibt es auf der Website Live-Webcams an einigen Sehenswürdigkeiten. Eine davon ist sogar interaktiv. Dies ist in Abbildung 3 zu sehen.

8 Analyse der Hauptprobleme

Die fünf Probleme mit der höchsten Gewichtung (Schwere) werden hier beschrieben. Das Problem mit Nummer 1 ist jenes mit der höchsten durchschnittlichen Schwere. Die Beurteilungsskala für die Schwere eines Problems ist in Tabelle 3 dargstellt.

8.1 Fenster verkleinern

Das wichtigste Problem liegt im Verkleinerungsmodus bei der Desktopversion. Das Problem wurde von Stefanie Zeller gefunden und hatte eine Punkteanzahl von 3,50. Wenn man in diesen Modus geht während man beispielsweise einen Bericht mit viel Text offen hat, ändert sich die Website nicht mit und deswegen können beispielsweise Texte nicht mehr gelesen werden. Das Problem ist in Abbildung 4 dargestellt.

8.2 Manche Seiten existieren nicht

Dieses Problem tritt sowohl bei der mobilen, als auch bei der Desktopversion auf. Will man bei der mobilen Version die Kategorie "Gemeinderatswahl 2017" aufrufen, kommt eine Fehlermeldung. Bei der Desktopversion ist dieses Problem zwar mehr Verschachtelt, kommt aber auch auf manchen Verlinkungen vor. Nach der Fehlermeldung wird man zur Startseite weitergeleitet. Das Problem, dass von Stefanie Zeller und Marco Riegler gefunden wurde, ist auf Abbildung 5 (mobile Version) und Abbildung 6 (Desktopversion) dargestellt und erhielt eine Gewichtungvon 3,25 Punkten.

8.3 Kein Feedback

Bei der Suche im Telefonbuch gibt es kein Feedback bzw. keine Verbesserungsvorschläge um die Suche erfolgreich zu machen. Das Problem ist in Abbildung 7 und Video 3 ersichtlich. Es tritt bei beiden Version auf und wurde von Stefanie Zeller und Sebastian Peyer gefunden und hat 3,25 Punkte erreicht.

8.4 Desktopversion von Telefonbuch

Wenn man die "Kontakt" Seite aufruft und über diese zur Telefonbuchsuche gelangen möchte, wird man zu einer Desktopversion von graz.at geleitet, ohne Auswahl auf eine mobile Version und ohne vorher gefragt zu werden. Dies ist in Abbildung 8 dargestellt. Das Problem wurde von Marco Riegler gefunden und hatt ebenfalls eine Gewichtung von 3,25 Punkten bekommen.

8.5 Keine Sprachänderung

In der mobilen Version von graz.at ist es nicht möglich die Seitensprache auf englisch zu stellen. Das Problem wurde von Marco Riegler gefunden und erhielt eine Bewertung von 3,25 Punkten. Das Problem ist in Abbildung 9 ersichtlich.

9 Gesamtliste aller gefundenen Probleme

Bibliographie

[And2013]

Keith Andrews; Andrews Allgemeine Usability Heuristiken 2013 ; heuristics-de.pdf

[And2017]

Keith Andrews; Human-Computer Interaction Course Notes; Besucht 2017-03-28. http://courses.iicm.tugraz.at/hci/hci.pdf

[Kle2013]

Scott Klemmer; Heuristic Evaluation -- Why and How; Besucht 2017-03-27. https://www.youtube.com/watch?v=YZq7nKR9BWw

[Nie1990]

Jakob Nielsen and Rolf Molich; Heuristic Evaluation of User Interfaces; Proc. Conference on Human Factors in Computing Systems (CHI’90). ACM. Seattle, Washington, USA, Apr 1990, Seiten 249–256. doi:10.1145/97243.97281

[Nie1994]

Jakob Nielsen; Enhancing the Exploratory Power of Usability Heuristics; Proc. Conference on Human Factors in Computing Systems (CHI’94). ACM. Boston, Massachusetts, USA, Apr 1994, Seiten 152–158. doi:10.1145/191666.191729

[Nie1995]

Jakob Nielsen; How to Conduct a Heuristic Evaluation; Besucht 2017-03-27. https://www.nngroup.com/articles/how-to-conduct-a-heuristic-evaluation/

[Nie2014]

Jakob Nielsen; Heuristic Evaluation; Besucht 2017-03-03. http://nngroup.com/topic/heuristic-evaluation/

A Heuristiken

Die von den Evaluierern verwendeten Andrews Allgemeine Usability Heuristiken 2013 befinden sich unter: heuristics-de.pdf.

B Individuelle Problemlisten der Evaluierer

Die individuellen Problemlisten der einzelnen Evaluierer sind unten angegeben.

C Spreadsheet

Das fertig ausgefüllte Spreadsheet mit allen Problemen und Gewichtungen befindet sich unter: helist-de.xls.